Am Samstag, den 21. September 2019, waren wir auf Einladung der Staatskanzlei bei der alljährlichen Gedenkfeier auf der Erinnerungsstätte SS-Sonderlager/KZ-Hinzert. Es waren hunderte Angehörige ehemaliger Opfer anwesend sowie die Ministerpräsidentin Malu Dreyer, der Großherzog von Luxemburg, der Premierminister Luxemburgs als auch Vertreter des luxemburgischen und trierischen Erzbistums.
Vor 75 Jahren wurden in diesem Sonderlager, im unscheinbaren Hochwald, politische Gegner inhaftiert und ermordet. Da die größte betroffene Gruppe die luxemburgischen Gefangenen darstellt, ist unsere heutige Beziehung mit Luxemburg noch weiterhin von diesen Ereignissen geprägt. Doch stellte der luxemburgische Erzbischof Hollerich während seiner zweisprachigen Messe von Beginn an klar, dass dieser Ort einst ein Ort von Grausamkeit war, heute jedoch ein Ort der Begegnung und der gemeinsamen Erinnerung ist. Es sei ein Mahnmal dafür, die europäischen Werte, den Frieden und die Gerechtigkeit hoch zuhalten und somit unsere Vorfahren zu ehren.
Auch die deutsche Anteilnahme von Amtsinhabern zeigte sich in der bewegten Rede von Malu Dreyer, die zugleich berührt als auch beruhigt sei, dass so viele sich an diesem Tag auch weiterhin für die Begegnung mit der Vergangenheit entschieden haben und aus der Vergangenheit Lehren ziehen möchten. Wir sollten uns bewusst machen, dass die Inhaftierten, trotz der zerstörten Träume, den zerstörten Existenzen und der zerrütteteren Welt, bereits an ein besseres, ein solidarisches und friedlichen Europa glaubten.
Auch der Luxemburgische Premier sowie die Schüler*innen der IGS Hermeskeil und der Lycée de Graçons Ensch-sur-Alzette hoben den Wert der Zusammenkunft hervor sowie die Bedeutung und Kraft der gemeinsamen Wahrung der eigenen Vergangenheit. Aus Fehlern könne man lernen und das gemeinsame Geschichtsverständnis sei eine tragende Säule.
Zum Schluss betonte der Großherzog, dass wir uns stets darüber bewusst sein sollten, dass aus Feinden Partner und heutzutage sogar Freunde wurden und die gemeinsame Geschichte uns zur Schicksalsgemeinschaft mache. Und wir seitdem und fortan gemeinsam Geschichte schreiben.
Es war uns eine große Ehre, an diesem Tag sich gemeinsam der Vergangenheit zuzuwenden und dieses Jahr besonders um die 23 wochenlang gefolterten Widerstandskämpfer zu trauern. Für unsere Generationen ist Geschichte oft etwas Staubiges aus der Schule, doch sind wir bereits ein Teil einer neuen Geschichte. Wir gehören bereits zu denjenigen, die dank mutiger Menschen, wie den Widerstandskämpfern, die ihr Leben für eine bessere Zukunft ließen, das Fundament Europas von unseren Großeltern und Eltern übergeben bekommen haben und nun das Projekt weiter gestalten werden.
Wir bezeugen allen Angehörigen unser Mitgefühl und möchten zugleich betonen, dass wir für eine europäische Zukunft und eine tiefe Freundschaft zwischen Luxemburg und Deutschland eintreten. Trotz der turbulenten Situation in Europa werden wir den richtigen Weg finden, wenn wir uns an Dietrich Bonhoeffer halten, der sagte:
Die Ehrfurcht vor der Vergangenheit und die Verantwortung gegenüber der Zukunft geben fürs Leben die richtige Haltung.