Artikel zu EUr Voice

Podiumsdiskussion EUR VOICE

Unser Medium in Europa – am 26. Januar 2015

Eur Voice – so lautete der Name des fiktiven europaweiten Mediums, das über den Verlauf der Podiumsdiskussion an der Uni Trier Gestalt annehmen sollte. Dabei ging es um die Fragen, welche europäischen Medien es in welcher Form gibt und wie diese die europäische Öffentlichkeit zwar bedienen, jedoch nicht aktivieren können. Doris Pack (MEP a.D.), Dieter Ebeling (dpa-Korrespondent) und Marcel Wollscheid (stllv. Chefredakteur „Treffpunkt Europa“) diskutierten mit Moderator Raphael Zingen (Jugendpresse Deutschland) und dem Publikum über die EU in den Zeitungen, Fernsehsendungen, Online-Portalen und anderen Medien. Zunächst hatten die Diskutierenden eine Frage: „Was soll denn Eur Voice sein?“ Wäre Eur Voice eine Zusammenstellung von Nachrichten aus Regionen der EU, also eine Art Pressespiegel, oder eher ein Portal, das eigene Artikel zu europäischen Themen veröffentlicht, wie etwa Treffpunkt Europa? Laut dpa-Korrespondent Ebeling hätte die EU in erster Linie jedoch keine medialen Probleme, sondern die Kommunikationsprobleme seien politischer Natur. Objektive Journalisten schrieben schlicht auf, was passiert. Ob ihr Bericht gelesen würde und vor allem warum nicht, sei eine politische Verantwortung. Man dürfe nicht unbeachtet lassen, dass die Wahlbeteiligung zur Parlamentswahl 2014 im EU-Schnitt nur 43% betrug. Dem stimmte die ehemalige Europaparlamentarierin Pack insofern zu, als dass es nicht die Aufgabe von Journalisten sei, Enthusiasmus für Europa zu wecken. Hingegen bedürfe es einer politischen Anstrengung, eine neue Narrative für die europäische Idee zu entwickeln und zu verfestigen. Um die Öffentlichkeit daran zu beteiligen und den Zugang zu erleichtern, würden nicht zuletzt Kooperationen europäischer Medien finanziell unterstütz. Zwischen finanziellem Einfluss und redaktionellem Einfluss eine Linie zu ziehen ist in der Praxis entsprechend schwierig. So beklagte Pack, dass namhafte deutsche Redakteure Medien-Förderprogramme der EU als Propaganda in eigener Sache bezeichneten. Hingegen würden die zuständigen EU-Ausschüsse mit auf verschiedenen Sprachen völlig unterschiedlicher Berichterstattung des geförderten Programms über denselben Sachverhalt konfrontiert, wie es beispielsweise im Ukraine-Konflikt geschiehe. Einigkeit bestand darin, dass viel zu häufig das Vermitteln von Themen der EU-Bühne durch oberflächliche Recherche verfälscht würde. So bildeten sich Journalisten eine vorschnelle Meinung ohne den Kern der Sache im EU-Gewebe verstanden zu haben, und Politiker nutzten aufgeschnappte Informationen zur eigenen Profilierung auf Kosten des Images der EU. Die Entscheidung über die deutsche Autobahnmaut vor dem Europäischen Gerichtshof würde schließlich in Deutschland so verkauft werden, dass die EU die Entlastung des deutschen Autofahrers verhindert hätte, wie Journalist Ebeling zu bedenken gab. Die Kommunikation gegenüber der europäischen Öffentlichkeit wird durch eine EU-Politik der 28 Sieger untergraben und so die neue Narrative verwässert. Bedarf es also eines Mediums, das versucht einen 28er Kompromiss darzustellen? Das Eingehen von Kompromissen bedeutet schließlich EU-Politik in ihrer Essenz. Viele europaweite Medien können dies kommunizieren und so die europäische Öffentlichkeit, so vielfältig sie ist, bedienen. Eine aktive Beteiligung erreicht man nicht nur durch Information, sondern wie sich zeigt durch zugängliche kulturelle Begegnungen. Im Nachgang einer schlagzeilenreichen Wirtschaftskrise eröffnen sich auch neue Möglichkeiten, Enthusiasmus für Europa zu verbreiten. Frau Pack sieht diesbezüglich die größten Potentiale im Medium Film. Europäisch-inspirierte Filme werden von der EU durch den LUX-Filmpreis in ihrer Verbreitung gefördert und könnten so ein europäisches Bewusstsein bilden.