Interview: Jutta Paulus darüber wie Europa ökologischer sein könnte

Heute Mittag, am 23. Oktober 2020, hat unsere Beisitzende Albana das Mitglied des Europäischen Parlamants und Rheinland-Pfälzerin Jutta Paulus von der Fraktion die Grünen/EFA interviewed.

Das Video in voller Länge könnt ihr entweder auf unserem Instagram-Account ansehen oder in unten angefügtem Video:

(Bitte entschuldigt das Echo im Hintergrund)

Unter anderem wurden folgende Fragen behandelt:

  1. Die Covid-19-Pandemie hat uns unseren Umweltzielen für ein Jahr so nah gebracht, wie selten zuvor. Was sind europäische Strategien, diese Entwicklung nach der Pandemie beizubehalten?
  2. Kann Bahnfahren eine Alternative zu innereuropäischen Flügen sein? Und, wenn ja: Wie könnte sich eine europäisches Bahngesellschaft realisieren lassen?
  3. Dank der Subventionen haben wir eine gewisse Überproduktion, mit der wir andere Märkte überschwemmen (vor allem afrikanische). Siehst Du Möglichkeiten, wie wir dieses Problem lösen können?
  4. Wie können wir mit EU-Agrar-Subventionen bessere Umwelt- und Sozialstandards in der Landwirtschaft herstellen?
  5. Wie schätzt du die aktuellen Vorgänge in der GAP (Gemeinsame Agrarpolitik) ein und welche Reformen wären nötig, um die europäische Landwirtschaft so zu gestalten, dass wir das 1,5 Grad Ziel erreichen können?
  6. Du bist auch Mitglied der Delegation für den Parlamentarischen Stabilitäts- und Assoziationsausschuss EU-Albanien. Wie weit ist Albanien von EU-Standards im Bereich Umwelt/Klima sowie Landwirtschaft entfernt?
  7. Die Klimakatastrophe benötigt einen starken strukturellen Wandel. Wie wollen sie in Zukunft jene die Angst haben sozial angehängt zu werden mitnehmen?
  8. Sie sind auch im Ausschuss für öffentliche Gesundheit. Welche konkreten Überlegungen gibt es, um einer zukünftigen Pandemie besser europäisch entgegenzutreten?
  9. Förderländer wie die USA, Russland aber auch Algerien gehören zu den größten Methan-Verursachern überhaupt. Diese umweltschädlichen Gase, die zum Beispiel auch durch Lecks bei Erdgasförderung entstehen, sollen reduziert werden. Kann und, wenn ja wie, die Europäische Union hier den nötigen Druck ausüben, damit diese Länder solche Ausstöße verringern?
  10. Vor ca. vier Wochen hat eine Statistik gezeigt, dass das reichste 1% das Klima doppelt so stark wie die gesamte ärmere Hälfte der Menschheit zusammen belastet und das meist zu Lasten der ärmsten Völker. Was sagst du dazu und inwiefern geht da die EU vor?

Wir danken Jutta Paulus ganz herzlich für ihre Zeit und das sehr angenehme Gespräch. Bedanken wollen wir uns auch bei allen die sich beteiligt oder einfach nur eingeschaltet haben.

Zusammenfassung

Durch die Corona-Pandemie sind wir den Umweltzielen für ein Jahr so nah gekommen, wie selten zuvor. Auf die Frage hin, was europäische Strategien sind, diese Entwicklung auch nach der Pandemie beizubehalten, antwortet Jutta, dass es wichtig ist, aus dieser Krise nachhaltiger rauszukommen. Leider würde das nicht jeder so sehen. Man könne aus dieser Krise lernen und die Art, zu wirtschaften, geändert werden muss, unabhängig davon, ob man in der Klimakrise schneller handeln müsse.

Auch zum Bahnfahren als alternative Lösung hebt Jutta hervor, dass man keine europäische Bahngesellschaft brauche, sondern unbedingt eine bessere Vernetzung und einen Austausch sowie eine Abstimmung untereinander. Dabei erwähnt sie den grenzüberschreitenden Verkehr. Dabei vergleicht sie den vorbildlichen Taktfahrplan der Schweiz.

Zu den Vorgängen und Reformen der GAP, Gemeinsame Agrarpolitik, die europäische Landwirtschaft so zu gestalten, um das 1,5 Grad Ziel zu erreichen, gibt Jutta wieder, dass die Landwirtschaft dabei ausgeklammert werden würde. Das erste, was sie machen würde, wäre ein Ende mit Landwirtschaft auf organischen Böden. Alles, was mal Feuchtgebiet war, wird nicht mehr für Anbau genutzt.

Statistiken zeigen, dass das reichste 1% das Klima doppelt so stark wie die gesamte ärmere Hälfte der Menschheit zusammen belastet und das meist zu Lasten der ärmsten Völker. Juttas Meinung dazu war, dass das reichste Prozent ihre Billionen in irgendwelchen Steuersümpfen versteckt und nicht mehr angreifbar ist. Wünschen tut sie sich, dass man dort rechtlich ankommt und, dass alle Länder sich darauf berufen, was in Paris bei Klimaabkommen unterschrieben wurde. Dabei ist der Umverteilungsmechanismus sehr wichtig.

Für die Zukunft der EU wünscht sie sich, dass man die Zusammenarbeit der EU wertschätzt, gemessen an den Jahrhundert Kriegen. Wie schnell das wieder zurückgehen kann, siehe man bspw. an den Grenzschließungen zu Anfang der Corona-Krise. Eine demokratischere EU wünsche sie sich auch. Auf der einen Seite gibt es eine super Transparenz im EU-Parlament, aber der Rat der Mitgliedsstaaten hinter geschlossenen Türen tage, eine Art „black box“. Für Jutta wäre ein richtiges republikanisches System toll, wie wir es in Deutschland mit dem Bundestag und Bundesrat, in dem die Interessen der Bundesländer vertreten sind, kennen. So solle es auf europäischer Ebene sein, das Parlament, das direkt gewählt ist, und der Rat der MS, der demokratischer und offener wäre.

Unser Herz ging auf, als Jutta davon sprach, dass in Zukunft auf die Frage “Wo kommst du her?“ mit „Aus Europa“ geantwortet wird.

Wir danken Jutta Paulus ganz herzlich für ihre Zeit sowie ihre sehr schnelle Zusage und das sehr angenehme Gespräch. Bedanken wollen wir uns auch bei allen, die sich beteiligt oder einfach nur eingeschaltet haben.